Erfolgreiche Selbständige sind kommunikativ und wissen, wie sie auf potentielle Kunden zugehen. Sie sind Meister im Netzwerken und nie um eine passende Wortmeldung verlegen. Ja, aber stimmt denn das so? Sind Selbständige zwingend extrovertiert? Was, wenn man gerne für sich ist, sich jeden Satz vorher überlegt, bevor man ihn ausspricht und einfach eine Zeit braucht, bis man in Gesellschaft „auftaut“? Introvertiert und selbstständig – geht das überhaupt zusammen?
Ich sage ja!:-) Introvertierte zeichnen sich durch Eigenschaften aus, die sie ganz besonders geeignet für die Selbständigkeit machen. Und in Zeiten von Social Media ist es für sie sogar noch leichter geworden, erfolgreich als Selbständige durchzustarten.
Inhaltsvereichnis
Bist du introvertiert?
Bevor wir uns der Selbständigkeit zuwenden, sollten wir zuerst mal klären, was man unter dem Begriff „introvertiert“ eigentlich versteht. Laut Definition im Duden bedeutet es „auf das eigene Seelenleben gerichtet, nach innen gekehrt; verschlossen“ zu sein.
Beachte: Introvertiert bedeutet nicht schüchtern. Schüchterne Menschen sind anderen Menschen gegenüber gehemmt, scheu und zurückhaltend. Introvertierte mögen zwar ruhig sein und zählen auch nicht zur Kategorie „Rampensau“ ;-), aber haben kein Problem bei der Interaktion mit anderen Menschen.
Die Unterscheidung der Persönlichkeit von uns Menschen in „extrovertriert“ und „introvertiert“ geht auf C.G. Jung zurück. Die Eigenschaften dieser Persönlichkeitstypen lassen sich demnach so zusammenfassen:
Extrovertiert. Kontaktfreudig, aktiv, gesellig, sehr gesprächig, begeisterungsfähig, ausdrucksstark, stark im Handeln, bestimmt und energisch im Auftreten.
Introvertiert: ruhig und zurückhaltend, passiv, schüchtern bzw. reserviert. Sie sind gern alleine, hören lieber zu, als sich aktiv am Gespräch zu beteiligen, sind gerne für sich, arbeiten konzentriert und im Stillen.
Diese Verhaltensweisen sind allerdings oft auch von der Tagesverfassung abhängig. Und es gibt auch Mischtypen. Wenn du also herausfinden willst, wo du dich einordnen kannst, empfehle ich dir, einen Test zu machen. Ich persönlich bin ein Fan vom Myer-Briggs-Test (https://www.16personalities.com/de/kostenloser-personlichkeitstest). Dieser baut auf der Typologie von Jung auf, teilen aber in 16 Persönlichkeitstypen auf. Das heißt, du bekommst eine genauere Einschätzung als Ergebnis, als nur „introvertiert“ oder „extrovertiert“.
Dennoch, schon alleine ohne den Test zu machen, kannst du dich anhand der oben angeführten Unterscheidungen wahrscheinlich schon recht gut einordnen. Dabei gibt es kein besser oder schlechter. Es hilft dir und auch deiner Umgebung dabei, dich besser anhand deiner Stärken einzuschätzen und diese auch effektiv zu nutzen.
Die Stärken der Introvertierten
Nur weil wir Introvertierten ruhiger sind und zu Unrecht als schüchtern rüberkommen, traut man uns weniger zu, als Selbständige erfolgreich zu werden. Doch die Stärken zeichnen uns aus und bringen ihre Vorteile, gerade bei der Selbständigkeit, mit sich. 🙂
- Introvertierte denken zuerst und sprechen später. Was andere sagen oder denken könnten wird zuerst einmal überdacht, bevor Introvertierte sich selbst zu Wort melden. Das schützt vor unüberlegten Aussagen im Eifer des Gefechts, was sich in Verhandlungen positiv auswirken kann.
- Introvertierte hören aufmerksam zu. Sie sind besonders gute Zuhörer und warten nicht darauf, selbst zu Wort zu kommen. Sie haben die Gabe, ihre Gesprächspartner wirklich zu verstehen, selbst wenn dieser gar nicht alles erzählt. Smalltalk ist nicht unbedingt ihr Ding. Beim Netzwerken glänzen Introvertierte durch Zuhören und Gesprächen, die über Smalltalk hinausgehen und eine Bindung zu neuen Kontakten herstellen kann.
- Sie strahlen Ruhe aus. Gerade wenn es mal hoch her geht im Büro, bleiben sie ruhig und treffen Entscheidungen besonnen und nicht aus dem Stress heraus. Das schützt vor unüberlegten Kaufentscheidungen, die das Budget eines Selbständigen nicht verkraften würde.
- Introvertierte sind zuverlässig. Leere Versprechungen sind nicht ihr Ding. Sie kennen ihre Stärken und Schwächen genau. Ein Projekt, das sie nicht erfolgreich zu Ende führen könnten, nehmen sie daher auch nicht an. Außerdem erscheinen sie zu jedem Kundentermin pünktlich.
- Introvertierte planen. Sie sind zuverlässig und um dem gerecht zu werden, wird sorgfältig geplant. Zeitpuffer sind ein Muss, um ja pünktlich das Projekt abschließen zu können.
- Sie sind ausgezeichnete Beobachter. Introvertierte nehmen ihre Umgebung und Gesprächspartner sehr genau wahr. Das heißt, sie bemerken, wenn sich ihr Gegenüber unwohl fühlt, aber auch, wenn dieser begeistert ist. So können sie sich perfekt auf den Gesprächspartner und Kunden einstellen und auf dessen Bedürfnisse eingehen. Ihre Empathie kommt ihnen hier ebenfalls mehr als zugute.
Wo es schwierig mit Introvertierten wird
Introvertierte sind sehr kritisch, was oft den Anschein macht, dass sie sich Veränderungen gegenüber nicht aufgeschlossen wären. Das stimmt allerdings so nicht. Im Gegenteil, sie streben danach, diese Veränderungen noch zu verbessern und eventuellen Fehlern auf die Schliche zu kommen. Sie zeigen einen zweiten Blickwinkel auf, der gerade bei neuen Projekten oft die entscheidenden Impulse geben kann.
Was mir bei mir selbst oft auffällt ist, dass ich Dinge mit mir selbst ausmache. Das heißt, ich spreche nicht gleich über alle Neuigkeiten in meinem Leben oder anstehende ‚Entscheidungen. Ich gehe zuerst in mich und erst, wenn die Situation meiner Meinung nach passt, spreche ich darüber. Das macht mich oft etwas unnahbar und verschlossen, was gar nicht meine Absicht ist. In mir selbst läuft nur gerade ein Prozess ab, der für mich total normal ist und den ich gar nicht bemerke, wenn nicht gerade mein Freund wieder mal zu mir sagt: „Das hast du mir gar nicht erzählt.“ 🙂 Introvertierte wirken daher nach außen oft etwas zu verschlossen.
Dazu kommt, dass sie auch bei Netzwerkveranstaltungen meist nur beobachtend an der Seite stehen und warten, bis sich passende Gesprächspartner finden. Das heißt, solche Veranstaltungen führen für uns oftmals nicht zum gewünschten Erfolg. Noch dazu, weil wir Menschenmengen ohnehin lieber meiden. 😉
Selbständig als Introvertierte
Alles in allem zeichnen sich Introvertierte durch ihre Stärken aus und haben die besten
Chancen, erfolgreich selbständig zu sein. Das Manko, das sie eventuell beim Netzwerken haben, lässt sich heutzutage gut handeln. Social Media sei Dank! 🙂 Auf Plattformen wie Facebook, Instagram & Co haben Introvertierte ausreichend Platz gefunden, sich zu zeigen. Beiträge und Stories lassen sich planen, sie müssen nicht spontan sein, können es aber, wenn sie es wollen. Sie entscheiden selbst, wann und wie sie sich zeigen und wie sie mit ihren Followern interagieren wollen. Sie bevorzugen ohnehin das geschriebene Wort dem gesprochenen. 😉
Im Umgang mit Kunden glänzen Introvertierte durch ihre Empathie und der Kunst des Zuhörens. Sie sind pünktlich, verlässlich und wissen sich selbst am besten einzuschätzen. Projekte mit Introvertierten gelingen, sind sie doch durch und durch geplant, mit ausreichend Puffer für Unvorhergesehenes. Das gilt ebenso für administrative Tätigkeiten wie Buchhaltung, Angebots- und Rechnungslegung sowie Terminkoordination.
Du siehst also, nur weil du vielleicht ruhiger und gerne für dich alleine bist, schließt das nicht aus, dass du erfolgreich Kunden gewinnen und als Unternehmer durchstarten kannst. Im Gegenteil! Du kennst deine Stärken, aber auch deine Schwächen und weißt daher, was du lieber ablehnst. So vermeidest du Projekte, die dir unnötig Energie rauben und bleibst fit und frisch für deine Herzensprojekte.
Was sagst du zu dem Thema? Wer sind deiner Meinung nach die erfolgreicheren Selbständigen – Introvertierte oder Extrovertierte? Schreib mir gerne in die Kommentare.
Alles Liebe,
Kerstin
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